2008-03-14

Tiefe Gespraeche, Tee, 1001 Facetten

Ich schaue in schoene und stolze Gesichter, lebe zwischen Schiiten und Sunniten - interessant wie heikel. Pakistan ist ein Vielvoelkerstaat. Die Stadt ist unterteilt, jede Bevoelkerungsgruppe lebt fast nur fuer sich. Ich laufe einen Kilometer und die Menschen sprech eine andere Sprache. Sie sind sehr interessiert an mir, genauso, wie im Iran, aber hier sprechen sie Englisch. Sehr entspannend.


Ueber der Stadt schweben tausend Drachen, es ist kiteday. Pakistan ist lebendig. Es gibt viele Gesetze, doch niemand ist interessiert an ihnen... So lange man sich an die Regeln haelt ist alles sicher, ab 22 Uhr sind die Strassen leer und gefaehrlich. Morgens weckt mich der Muezzin aus der Moschee nebenan.

Religion wird sehr viel ernster genommen in Pakistan. Im Iran ist es Vorschrift, hier Lebensweise und echte Kultur. Gestern war ich in einer Moschee, der Muezzin hielt eine Trauerrede ueber einen vor 1400 Jahren verstorbenen religioesen Fuehrer. Nach ca. 15 Minuten fing er an zu singen und die Gaeste an zu weinen. Mir fehlen ein bisschen die Worte dafuer. Die Menschen hier sind offener und lassen mit sich reden, diskutieren macht Spass, es werden Ansichten angenommen oder abgelehnt auf Grund von Argumenten und nicht von Gefuehlen. (Gerade laeuft der Titanicsong). Unter sich sind die Menschen sehr emotional. Das Thema Hitler und Juden lasse ich sein. Wenn jemand darueber sprechenn moechte, bitte, aber die Ansichten unterscheiden sich doch sehr. Das war auch schon im Iran der Fall, ich bin frustriert was das betrifft.

Gestern begannen meine ersten Magenprobleme. Gar nicht lustig. Ich verzichte auf Details...







Nach dem ersten Tee, erstmal auf den Berg nebenan und Drachen steigen lassen.










Quetta




2008-03-12

Pakistan


Trampen im Iran hat irren Spass gemacht. Ich hatte endlich mal ein par Tage fuer mich ganz allein am Persischen Golf, durch Zufall kam ich in ein Dorf namens Khoustak ca. 50 km oestlich von Bandar - Abbas, war bei einem Mann zu Gast, der Diesel in die Vereinigten Arabischen Emirate schmuggelt, hauste mit ein par Bauarbeitern in einer kleinen Huette direkt am Strand...
Ich haette gern noch mein Visum fuer den Iran verlaengert, wollte noch den Nordosten erkunden, dies wurde mir jedoch verweigert. Ich sei angeblich zu spaet gewesen. Ich hatte aber extra in Esfahan nach gefragt, "2 Tage vorher seien voellig ausreichend" , tja nix da: "Haste ma' so richtig schoen Pech gehabt, Keule!" Der nette Beamte hatte wahrscheinlich einen schlechten Tag und ich wedelte nicht gerade mit dicken Geldbuendeln durch die Gegend. Ja die Polizei ist korrupt. Ohne Grenzen. Im Osten Irans fahren ueberall Pickups, Toyotas, durch die Gegend, irre schnell und immer fuenf bis 25 auf einmal. Sie werden an den zahlreichen Checkpoints alle 30 km wie Luft behandelt, oder es gibt einen 'Schleichweg', der 20 Meter vor dem Checkpoint beginnt und 20 Meter hinter ihm auch wieder endet. Sie transportieren Diesel, Waffen und Drogen, jeder weiss davon. Von Gefahr oder Terroristen jedoch keine Spur, nur gigantischer Mafiabetrieb...
So nett die Menschen im Iran sind, leben wollen wuerde ich dort nie. Es ist bizarr, wie die Menschen zu Religioesitaet gezwungen werden. "Iran people - Moslems" hoerte ich zuhauf von meinen Fahrern. Natuerlich gibt es einige Armenier und Hindus im Land, aber es gibt angeblich keinen Iraner, der keine Religion ausuebt. ??? Gerade das Zusammensein mit Anna und Benjamin hat mir gezeigt wie grotesk die Situation eigentlich ist. Die Menschen lieben Auslaender und alles was diese tun, ist in Ordnung, sie bewundern sie geradezu. Als Beispiel: Benjamin auf der Strasse als Iraner wird oft von Polizisten gefragt was das denn mit seinen Haaren zu bedeuten habe. Lange Haare fuer Maenner sind im Islam verboten, nur deshalb wird er ziemlich mies behandelt. Mit mir zusammen spielten die beiden Touristen aus Spanien und wir waren uralte Freunde, die zusammen reisen. Benjys Haare wurden von der Polizei bewundert. Niemand lebt auf der Strasse, man ist nicht auf der Strasse, man laeuft nur auf der Strasse von Ort zu Ort, um Dinge zu erledigen und einzukaufen. Diese orientalische Athmosphaere von Leben habe ich vermisst, finde sie jetzt in Pakistan wieder. Es scheint das wirkliche Leben zu sein, keine Luege. Ich bin vollkommen neutral hier her gekommen. Ich reise nur noch nach Gefuehl und sehe was passiert. Wenn es mir nicht gefaellt oder es eventuell gefaehrlich werden koennte, kratze ich die Kurve nach Indien. Heute ist mein zweiter Tag, jetzt erkunde ich erstmal Quetta. Eventuell bleibe ich ein paar Tage (Freunde habe ich bereits gefunden), oder ich fahre erstmal nach Karatschi, wo ich eine Couchsurfgelegenheit aufgegabelt habe. Es ist unheimlich spannend, fast ausschliesslich Maenner, im Bus kuschelnd, auf der Strasse Haendchen haltend... :)
Das Internet geht hier sehr viel besser, fast wie zu Hause, also gibt es hoffentlich in naechster Zeit mehr Nachricht und vor allem Bilder.
Holger! Ja, ich muss die Kommentare alle beschtaetigen. Kann das nicht aus stellen, bin zu doof glaube ich ;)

2008-03-01

Esfahan und ein Gefuehl von Freiheit


Es geht mir gut, nein, hervorragend. Morgen werde ich Esfahan verlassen, ich war jetzt fast 2 Wochen hier, nicht nur, weil die Stadt so schoen ist, ich habe einfach wunderbare Menschen getroffen. Anna und ihr Bruder Benjamin. Freie Menschen in einem unfreien Land. Ich mache mir jede Menge Gedanken, anfangs hatte ich nur positives zu berichten, nach ein par Tagen bekommt man dann mit, was hier eigentlich los ist. Auf den Strassen kann man sich nicht frei bewegen, jeder ist umgeben von Regeln, sinnlose Regeln. Dazu gibt es spaeter mehr...
Wir drei hatten eine unglaublich schoene Zeit, ich glaube gerade den beiden einen Vorgeschmack auf ein bisschen nehr Freiheit gegeben zu haben (sie haben nichts anderes im Sinn, als dieses Land zu verlassen). Wir hatten einen genialen Zweitagestrip per Anhalter, uebernachteten umsonst in einem Hotel und waren so gluecklich, dass wir uns zwischendurch schon ziemlich bescheuert benahmen.
Es gibt viel zu erzaehlen, jedoch sitzt Anna neben mir und schaut mit grossen ungeduldigen Augen. Nadja! Sie ist dir so derartig aehnlich...
Morgen geht es an die Suedkueste. Strand, 30 Grad, baden mit T-Shirt, alles andere ist verboten.
Voller Liebe und an euch denkend (manchmal) sende ich tausend Umarmungen in alle Himelsrichtungen.